Veröffentlichung: 06. Februar 2024
Was brachte der erste Isländer von GWD Minden seinen deutschen Teamkameraden bei? Welcher GWD-Spieler sammelte die meisten Titel? Und wer warf überhaupt das 29. Tor beim „Wunder von Flensburg“? Spoiler: Der, der getroffen hatte, wusste es selbst nicht mehr. Er saß aber genauso auf der Bühne des BÜZ wie weitere Spieler, Trainer und Manager, die die nun 100-jährige grün-weiße Vereinsgeschichte prägten. Anlässlich des Jubiläums veranstaltete GWD am Montag sein ganz eigenes Sportstudio. Es war ein kurzweiliger Abend, an dem die Legenden locker plauderten.
Das Gedränge im BÜZ ist beinahe so groß wie am 16. August 1970 auf den Tribünen des Weserstadions. Damals gewann GW Dankersen in Minden das Endspiel um die deutsche Feldhandball-Meisterschaft gegen den TV Hochdorf mit 15:11 vor 20.000 Zuschauern.Zum „GWD-Sportstudio“ kommen zwar nur 160 Besucher. Aber bereits 20 Minuten vor Beginn der Veranstaltung bildet sich am Eingang des Kulturzentrums eine lange Schlange. Gerhard Buddenbohm, Deutscher Meister von 1977, dreimaliger DHB-Pokalsieger, Vereinschronist und verantwortlich für die Traditionsmannschaft bemüht sich als Platzanweiser, um die letzten Stühle zu besetzen. Mehr als drei Stunden interviewt MT-Sportredakteur Marcus Riechmann in vier Fragerunden GWD-Legenden, die Helden des Wunders von Flensburg sowie den aktuellen Trainer Aaron Ziercke, Manager Nils Torbrügge und die U21-Weltmeister Florian Kranzmann und Niclas Heitkamp.
In jeder Gesprächsrunde geht es um Kameradschaft und tiefe Verbundenheit. Dieter „Jimmy“ Waltke und Gerhard Buddenbohm hat die gemeinsame, erfolgreiche Handballzeit in den 70er Jahren zu engen Freunden zusammengeschweißt. Auch Arne Niemeyer und Jan-Fiete Buschmann, die 2008 in Flensburg den Abstieg in letzter Sekunde abwendeten, sind bis heute beste Kumpels. Und Herbert Lübking wünscht allen Handballern so eine Kameradschaft, wie er sie damals erleben durfte. Der inzwischen 82-Jährige ist auf eine Zahl seiner beeindruckenden Karriere „ein wenig stolz“. Bis heute, so sagt die Mindener Handballlegende, hat er von allen deutschen Nationalspielern mit mehr als 100 Partien den besten Tordurchschnitt. In 118 Spielen erzielte der damals beste Handballer der Welt 532 Treffer, das macht 4,5 Tore pro Partie. Zum Vergleich: Deutschlands Rekordtorschütze Christian „Blacky“ Schwarzer hat einen Tordurchschnitt von 3,0 (319 Spiele/966 Tore).
Es sind aber vor allem die kleinen Geschichten abseits des Spielfelds, die den Abend unterhaltsam machen. So hat Helmut Meisolle auf dem Weg zur Westdeutschen Meisterschaft nach Dortmund den Zug zum Stillstand gebracht. Der Torwart wollte sich wie seine Kollegen zum Schlafen ins Gepäcknetz legen. Beim Hochziehen erwischte Meisolle aber nicht nur das Gestänge, sondern auch die Notbremse – prompt stand der Zug. Es geht weiter mit Kuriositäten: Nach einem Auswärtsspiel in Sankt Augustin machten die Mindener noch einen Abstecher zum Nürburgring. Bis auf Blechschäden sei zwar nichts passiert, erzählt Fritz Spannuth: „Aber danach haben wir die Auswärtsfahrten nur noch mit dem Bus gemacht.“ Und nach dem letzten Spieltag der Saison 2007/2008 ging es nach dem sensationellen 29:28-Sieg in Flensburg im grün-weißen Partybus zurück nach Minden. Dass auf der 370 Kilometer lange Strecke jede Tankstelle angefahren wurde, um Kaltgetränke nachzuordern, wissen Jan-Fiete Buschmann, Arne Niemeyer und Moritz Schäpsmeier noch ganz genau. Aber die Frage, wer denn dass 29. Tor geworfen hat, kann das Trio nicht beantworten. Gut, dass sich GWD immer auf seine Fans verlassen kann. „Schäps war’s“, raunt es aus dem Publikum im BÜZ. Wie man so einen wichtigen Treffer vergessen könne, konnte sich Schäpsmeier dann aber auch nicht so recht erklären.
Als „coole Socke“ und eiskalter Siebenmeterschütze bleibt Axel Axelsson, der im Sommer 1974 als erster Isländer zu GWD kam, in Erinnerung. „Er hat uns auch beigebracht, dass man ohne Begrenzung trinken kann“, erzählt Buddenbohm und lacht. Die Niederlage, die ihn und Waltke bis heute am meisten ärgert, ist das verloren Europapokalendspiel in Barcelona gegen Granollers. „Wenn wir zusammensitzen, kommt das Thema immer wieder auf“, sagt Waltke, „es war ein Skandal.“ Dass der fleißigste Titelsammler der GWD-Geschichte Wilfried Drögemeier ist, hatten auch nur die wenigsten in dem Saal gewusst. Acht Titel zieren seine Sammlung. Der Richter a.D. wurde dreimaliger deutscher Feldhandball-Meister, dreimaliger Feldhandball-Europapokalsieger, Deutscher Meister in der Halle und DHB-Pokalsieger.
© Astrid Plaßhenrich – Mindener Tageblatt
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