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„Ich wäre schon eher gern nach Deutschland gegangen. Aber meine Frau und ich haben beschlossen, dass es nicht sinnvoll ist, ganz auf den Sport zu setzen. Sie ist Zahnärztin und wir wollten beide unserem Beruf nachgehen, was in der Schweiz gut möglich war. Aber inzwischen hat unsere älteste Tochter ihr Zahnmedizin-Studium abgeschlossen und die Jüngste ist mit der Schule fertig. Darum fand ich, dass es jetzt ein guter Zeitpunkt für eine Veränderung ist“, erklärt der Olympiasieger von 1996, warum er mit dem Schritt in die stärkste Liga der Welt so lange gewartet hat.
Doch auch bei den Eidgenossen ist Perkovac handballerisch durchaus auf seine Kosten gekommen. Als Spieler wurde er dreimal Schweizer Meister und führt noch heute die ewige Torschützenliste in der „Swiss Handball League“ an. Vier Pokalerfolge und fünf Meistertitel waren danach seine Bilanz als Trainer bei Pfadi Winterthur und den Kadetten Schaffhausen. In der Saison 2006/2007 wählten ihn die Schweizer zum „Trainer des Jahres“. Seine internationale Erfahrung zieht Perkovac aus seiner Arbeit als Nationaltrainer in Griechenland und in der Schweiz. „Aber dort sind die Spieler nicht zu 100 Prozent auf den Sport konzentriert. Da kommt Handball erst an zweiter oder gar dritter Stelle. Darum hatte ich als Nationaltrainer dort kaum die Möglichkeit, die Spieler zu verbessern. Der Handball in der Schweiz ist einfach seit 15 Jahren an einem Punkt, wo die Entwicklung eher negativ ist“, weiß der Neu-Mindener warum die Erfolge mit dem Nationalteam ausgeblieben sind.
„Ich glaube einfach, dass für die Schweizer Verhältnisse ein Doppelmandat, also eine Kombination als Vereins- und Auswahltrainer am besten wäre“, sieht Perkovac derzeit keine Perspektive für eine professionellere Entwicklung bei unseren Nachbarn. Der Vertrag mit dem Verband wurde vor zwei Wochen im gegenseitigen Einvernehmen ein Jahr vor Ablauf aufgelöst und so war der Weg frei für den Wechsel nach Minden. Dabei freut sich der Kroate auch auf die großen Hallen und die gute Atmosphäre in den Arenen: „Als Spieler habe ich schon vor 35.000 Zuschauern gespielt. Das alles habe ich in der Schweiz schon ein wenig vermisst. Dort hatten wir immer nur ein paar hundert Besucher und die Stimmung war natürlich dementsprechend schlecht. Jetzt möchte ich mal wieder etwas erleben und bin gespannt auf die Liga.“
Dass sich sein Team im zweiten Jahr nach dem Wiederaufstieg den Spaß hart erarbeiten muss, ist auch dem Trainer bewusst: „ Wir müssen erst einmal versuchen, möglichst viele Spiele zu gewinnen und unsere Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln. Über andere Ziele denke ich im Moment noch gar nicht nach. In der Abwehr und im Gegenstoßspiel müssen wir uns sicher steigern. Im Moment sind wir in der Abwehr noch nicht stark genug, um uns auf die Offensive konzentrieren zu können“, gibt Perkovac die Marschroute vor. Der 51-Jährige liebäugelt dabei mit einer neuen Abwehrvariante. „Ich kenne die Bundesliga sehr gut und weiß, dass viele Teams Probleme mit einer offensiven Deckung haben. Darum könnte eine 3-2-1-Abwehr eine unserer Waffen sein.“ Aber der 51-Jährige sieht auch die Vorzüge seines neuen Teams: „Die Mannschaft ist sehr ausgeglichen. Wir haben auf jeder Position zwei oder gar drei ausreichend gute Spieler. Diese Stärke müssen wir zu unseren Gunsten nutzen. Ein wenig Sorge macht mir nur der linke Rückraum. Wenn Nenad Bilbija ausfällt, fehlt uns einfach die Wurfkraft aus 9 oder 10 Metern.“
Mit Optimismus und viel Engagement geht Perkovac seine neuen Aufgabe an: „Ich habe gemerkt, dass die Spieler sehr motiviert sind. Ich selbst bin motiviert – das ist eine sehr positive Kombination.“ Auch das Gesamtkonzept des Vereins mit der herausragenden Jugendarbeit sagt dem früheren Weltklasse-Mittelmann zu und ist ihm nicht fremd: „Das kenne ich auch aus der Schweiz. Dort hatten wir oft einen starken deutschen Spieler und ein Schweizer Talent dahinter. Vielleicht ist das das Konzept der Zukunft, weil die Vereine immer größere finanzielle Probleme haben.“
Für Goran Perkovac beginnt am 24. August mit dem Heimspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt das Abenteuer DKB Handball-Bundesliga. Zwei Wochen später steht dann aber noch einmal die Familie im Vordergrund. Am ersten Septemberwochenende heiratet seine älteste Tochter. Das Heimspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen wird deshalb auf den Freitag vorverlegt.
© GWD Minden – bra
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